Defintion Scheuermann
Der Entdecker der Krankheit Scheuermann definierte die Erkrankung 1920 selbst als rigide Kyphose, die sich durch keilförmige Wirbelkörper äußert und in der späten Kindheit auftritt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass es noch bis heute als bestätigt gilt, dass Morbus Scheuermann in der Regel vorwiegend bei Jugendlichen auftaucht. Die gängige Defintion von Scheuermann lautet: eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule, welche die Bildung von Keilwirbeln, eine Wirbelsäulenverkrümmung und die Verschmälerung der Bandscheiben verursachen kann. Morbus Scheuermann in der Brustwirbelsäule zeigt sich durch eine gering ausgeprägte Krümmung, die nach hinten gerichtet ist. Diese Variante wird als Kyphose bezeichnet.
Morbus Scheuermann in der Hals- oder Lendenwirbelsäule wird an einer nach vorne gerichteten Krümmung sichtbar und wird Lordose genannt. Sehr häufig tritt Morbus Scheuermann als eine krankhaft verstärkte Kyphose der Brustwirbelsäule auf, welche umgangssprachlich als Rundrücken bekannt ist. Wohingegen die Lordose nur selten auftritt, die zu einem ausgeprägten Flachrücken führen kann. Morbus Scheuermann tritt in der Regel zwischen der Pubertät und dem Erwachsenenalter auf, weshalb diese Erkrankung auch als Adoleszentenkyphose bezeichnet wird.
Wie häufig tritt Morbus Scheuermann insgesamt auf?
In Relation zur Gesamtbevölkerung kommt Morbus Scheuermann ungefähr bei bis zu 8 Prozent aller Deutschen vor. Ferner ist Morbus Scheuermann die häufigste Veränderung der Wirbelsäule bei Jugendlichen. Diese Zahlen sind jedoch vorsichtig zu werten, weil es im Allgemeinen schwierig ist, eindeutige Unterschiede zwischen der normalen Krümmung der Brustwirbelsäule und der krankhaften Kyphose festzustellen, denn Morbus Scheuermann tritt nicht immer mit Schmerzen auf.
Wie kann Morbus Scheuermann klassifiziert werden?
Nach van Tulder kann Morbus Scheuermann einerseits nach der Lokalisation unterschieden werden. Hiernach gibt es zwei Typen, und zwar den klassischen bzw. thorakalen Typen oder den atypischen bzw. lumbalen Typen. Andererseits kann die thorakale Variante von Morbus Scheuermann auch nach dem zeitlichen Verlauf in drei folgenden Stadien unterteilt werden:
- Schmerzen sowie Deformität, aber keine anderen radiologisch nachweisbaren Veränderungen, volle Beweglichkeit der Wirbelsäule
- vermehrt auftretende Schmerzen, voranschreitende strukturelle Kyphose
- Ende der floriden Phase, verstärkt auftretende Schmerzen je nach Belastung
Eine andere Form der Klassifikation haben Loder (1962) und Gschwend (1964). Ihre Typologie nach radiologischer Stadieneinteilung sieht wie folgt aus:
Grad 1: leichte Keilform an höchstens drei nacheinander folgenden Wirbelkörpern mit leicht welliger Veränderung der abschließenden Platte
Grad 2: deutliche Keilform an höchstens drei nacheinander folgenden Wirbelkörpern mit welliger Veränderung der abschließenden Platte sowie Einbrüche bis fünf Millimeter.
Welche Faktoren begünstigen das Entstehen von Morbus Scheuermann?
Wenn es in der Wachstumsphase zu vermehrter Biegebelastung der Wirbelsäule kommt, beispielsweise durch lange und gebeugtes Sitzen und die Rückenmuskulatur schwach ist, werden die Wirbelkörper im Bereich der unteren Brustwirbelsäule unverhältnismäßig stark belastet, so dass es zu Schäden an den Verbindungen zwischen Knorpel und Knochen sowie der Deck- und Bodenplatten der Wirbelkörper kommen kann. Hierdurch werden die Kanten der Wirbelkörper beschädigt, so dass sie vorne langsam und keilförmig wachsen. Ferner bilden sich in den Deck- und Bodenplatten kleine erbsengroße Kavernen, die als Schmorl-Knorpelknötchen bekannt sind. Im schlimmsten Fall kann es auch zu Deckplatteneinbrüchen kommen.
Der Rundrücken bleibt ein Leben lang
Darüber hinaus verringert sich die Distanz zwischen den Wirbelkörpern, wodurch die Wirbelsäule in eine Fehlstatik gebracht wird. Dadurch, dass mehrere Wirbelkörper eine Keilform ausbilden, entsteht der sogenannte Rundrücken. Wenn das Wachstum abgeschlossen ist, dann kommt auch die Erkrankung zum Stillstand. Leider sind die entstandenen Schäden an den Knorpeln und Wirbeln nicht heilbar und bleiben daher für immer bestehen.
Daher kann Morbus Scheuermann im Erwachsenenalter zu schmerzen und weiteren körperlichen Probleme wie beispielsweise Abnutzungserscheinungen oder Bewegungseinschränkungen führen. Bei Verdacht auf Morbus Scheuermann sollte das Kind unbedingt zu einem Arzt gebracht werden, so dass eine Diagnose gestellt und die Erkrankung zielgerichtet behandelt werden kann.
Letzte Aktualisierung: 22. Januar 2015 von